Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Russell Investments. Befragt wurden weltweit 369 Vermögensverwalter, die ein Vermögen von 79,6 Billionen US-Dollar in verschiedenen Anlageklassen verwalten, darunter Aktien, Anleihen, Sachwerte und alternative Anlagen.
Noch stärker als auf der Aktienseite spielen ESG-Aspekte bei Anleihemanagern eine Rolle. Hier sprechen 92 Prozent mit Emittenten über dieses Thema. Insgesamt gaben 35 Prozent der Antwortenden an, dass sie ESG in ihren Treffen mit Portfolio-Unternehmen immer ansprechen. 2018 lag dieser Wert erst bei 21 Prozent.
60 Prozent der Umfrageteilnehmenden gaben an, dass für ihre Kunden Klima und Umwelt der dominierende Themenkomplex ist. Diversität, Integration und Soziales stehen bei 20 Prozent an erster Stelle. Klima und Umwelt liegen dabei sowohl weltweit als auch in allen Regionen vorn. Besonders hoch ist dieser Wert mit 97 Prozent in Kontinentaleuropa, während die Präferenzen in den USA für Klima und Umwelt mit 46 Prozent und für Diversität, Inklusion und Sozialem mit 29 Prozent nicht so stark voneinander abweichen.
Fast alle europäischen Vermögensverwalter gaben an, dass sie ESG heute in ihre Anlageprozesse integrieren. Auch wenn US-Manager in dieser Hinsicht hinterherhinken, ist der Prozentsatz auch bei ihnen von 67 Prozent im Jahr 2019 auf 82 Prozent gestiegen.
80 Prozent der Manager stuften die Governance als den wichtigsten ESG-Faktor für ihre Investitionsentscheidung ein. Das unterstreicht „die branchenübergreifend hohe Bedeutung einer guten Unternehmensführung für die Erwirtschaftung des langfristigen Unternehmenswerts“, resümiert Russell.
Der Anteil derer, die Umwelt als wichtigsten Faktor ansehen, hat sich in den vergangenen 4 Jahren von 5 auf 14 Prozent erhöht. Der starke Anstieg „reflektiert den stärkeren Fokus auf die Bewältigung von Klimarisiken und wachsende Regulationsanforderungen“, so Russell. Sozialaspekte dagegen wurden nur von sechs Prozent als prioritärer ESG-Faktor genannt. Obwohl soziale Themen wie Gleichberechtigung und Inklusion, die Gesundheitsversorgung und erschwinglicher Wohnraum während der Corona-Pandemie mehr Aufmerksamkeit erhalten hätten, ließen sich diese Aspekte schwieriger quantifizieren, kommentieren die Umfrageautoren. Außerdem gebe es nur wenige Investitionsmöglichkeiten, die direkt an soziale Themen gekoppelt sind.
Aus den Ergebnissen geht zudem hervor, dass Vermögensverwalter ihre ESG-Einsichten stärker auf Grundlage interner Einschätzungen zu Anlagemöglichkeiten bilden. 55 Prozent der Befragten – 15 Prozentpunkte mehr als 2019 – stützen sich dabei in vor allem auf intern erstellte quantitative Daten, nutzen aber externe ESG-Datenanbieter als zusätzlichen Input. Umgekehrt ist die alleinige Verwendung interner ESG-Kennzahlen auf nur 6 Prozent zurückgegangen, verglichen mit 14 Prozent im Jahr 2019.
Immer mehr Vermögensverwalter greifen auf ESG-Datenanbieter zurück, während sie gleichzeitig ihre eigenen Analysen als wesentliche ESG-Bewertungen nutzen, schlussfolgert Russel. Die Umfrage zeige, dass viele Vermögensverwalter mehrere ESG-Datenanbieter abonnieren und offenbar unterschiedliche ESG-Datenquellen schätzen.
(ESV/fab)
Praxisleitfaden unternehmerischer KlimaschutzAutorin: Dipl.-Kffr. Katharina Völker-LehmkuhlKlimaschutz als eine der größten Aufgaben unserer Zeit fordert Unternehmen beispiellos heraus. Manche Betriebe sind schon gesetzlich zu emissionsmindernden Maßnahmen verpflichtet, viele möchten freiwillig mehr tun, um interne Strukturen, Prozesse und Entscheidungen klimaverträglich auszurichten.
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