Deutschlands Familienunternehmen sind bislang gut durch die Eurokrise gekommen und sehen sich langfristig auf einem stetigen Wachstumskurs (vgl. dazu auch die Nachricht auf COMPLIANCEdigital vom 02. November 2011). In den vergangenen zwölf Monaten haben fast vier von fünf deutschen Familienunternehmen ihren Umsatz gesteigert, nur jedes zehnte musste einen Erlösrückgang hinnehmen.
Damit haben sich die Betriebe hierzulande deutlich besser geschlagen als die Familienunternehmen weltweit, von denen nur 65 Prozent über Zuwächse berichten, jedoch fast 20 Prozent über Umsatzeinbußen, wie aus der Studie „Die Zukunft von Familienunternehmen - der Kern der Wirtschaft“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht. Die Studie basiert auf dem „Global Family Business Survey 2012“, den PwC zum vierten Mal nach 2006, 2008 und 2010 erhoben hat. An der weltweiten Umfrage im Sommer 2012 beteiligten sich rund 2.000 Familienunternehmen, darunter 100 aus Deutschland.
Mit Aussicht auf die kommenden zwölf Monate zeigen sich die Befragten im In- und Ausland annähernd gleich zuversichtlich, wobei die deutschen Betriebe eher ein stetiges Wachstum (82 Prozent) als einen sprunghaften Umsatzanstieg (3 Prozent) prognostizieren.
„Für das gute Abschneiden deutscher Familienunternehmen gibt es mehrere Gründe. Wesentlich ist die langfristige, meist generationenübergreifende Ausrichtung, die das Selbstverständnis der Unternehmen in Deutschland weitaus stärker prägt als im weltweiten Durchschnitt. Hinzu kommen ihre Flexibilität, Innovationskraft und die stärkere regionale Diversifizierung, die deutsche Familienunternehmen unabhängiger von der Konjunkturentwicklung in einzelnen Regionen macht“, kommentiert Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand.
So erzielen aktuell schon 82 Prozent der deutschen Familienunternehmen einen Teil ihrer Umsätze im Ausland. Weltweit sind es nur 67 Prozent. In fünf Jahren planen lediglich 14 Prozent, ausschließlich in Deutschland aktiv zu sein (weltweit 26 Prozent).
Fachkräftemangel macht zunehmend Sorgen
Die wichtigste Herausforderung, der sich Familienunternehmen nach eigener Einschätzung gegenüber sehen, ist der Fachkräftemangel. Diesen Aspekt nennen mittlerweile 47 Prozent der Befragten gegenüber 38 Prozent in der Vorgängerstudie von 2010. Neu auf der Agenda steht die Unsicherheit über die Zukunft der Eurozone, die 31 Prozent der deutschen Familienunternehmen beschäftigt.
Externe Manager sind selten Anteilseigner
Ein für die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen wesentlicher Aspekt ist die Einbindung familienfremder Führungskräfte: Sechs von zehn Familienunternehmen in Deutschland vertrauen auf die Expertise externer Manager in der Geschäftsführung, und in gut jedem fünften Unternehmen überlässt die Familie das operative Geschäft sogar vollständig externen Führungskräften.
Auf der Eigentümerseite bleiben die Familien jedoch lieber unter sich. Nur bei jedem zehnten deutschen Familienunternehmen halten externe Manager Gesellschaftsanteile, während weltweit 27 Prozent der Befragten Anteile an familienfremde Führungskräfte überschrieben haben. Zumindest mittelfristig dürfte sich an der Trennung zwischen operativer Führung und Eigentum hierzulande auch wenig ändern: Lediglich rund jedes neunte Familienunternehmen erwägt, familienfremde Manager in den kommenden Jahren zu beteiligen.
Auf Konflikte vorbereitet
Vergleichsweise gut aufgestellt sind die deutschen Familienunternehmen demgegenüber bei der Konfliktprävention. Fast 70 Prozent der Befragten haben Gesellschaftervereinbarungen getroffen, während dies nur für 49 Prozent der Unternehmen weltweit gilt. Auf einen externen Mediator können sich im Ernstfall immerhin 37 Prozent der deutschen Familienunternehmen stützen (weltweit: 24 Prozent).
Enttäuscht von der Politik
Zu wenig Unterstützung erfahren die deutschen Familienunternehmen nach eigener Einschätzung von der Politik bzw. dem Staat: Nur jeder vierte Befragte sieht die Bedeutung der Familienbetriebe insgesamt ausreichend gewürdigt, und nicht einmal jeder zehnte Befragte glaubt, dass die Politik ihr Bestes für Familienunternehmen tut. Die Notwendigkeit, kontinuierlich innovativ zu sein, sehen 62 Prozent der Familienunternehmen als eine zentrale Herausforderung in den nächsten fünf Jahren. Hier erwarten die Unternehmen eine stärkere Unterstützung. Doch auch beim Bürokratieabbau und der Erbschaft- und Vermögenssteuerdiskussion ist der Staat in der Pflicht.
Weitere Informationen und Download der Studie: PwC
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