Die Startbedingungen für Unternehmensgründer sind in Deutschland viel schwieriger als in anderen G-20-Ländern. Jungunternehmer hierzulande haben wenig Vertrauen, dass ihre Regierung ihnen die bestmöglichen Startbedingungen bietet. Die mit deutlichem Abstand besten Rahmenbedingungen für Entrepreneure biete Kanada, so das Ergebnis einer Umfrage von Ernst & Young.
Für die Studie Entrepreneurs speak out – A call to action for G20 governments wurden 1.001 Jungunternehmer aus allen G-20-Ländern befragt. Nur 22 Prozent der befragten deutschen Unternehmer geben an, hierzulande die besten Bedingungen für ihren Start ins Unternehmertum zu finden. Im G-20-Durchschnitt liegt der Anteil bei 35 Prozent. Angesichts nachteiliger Rahmenbedingungen – etwa der überdurchschnittlich hohen Steuerbelastung, den hohen Kosten und dem bürokratischen Aufwand, die mit einer Unternehmensgründung verbunden sind – ist es wenig verwunderlich, dass bei der Existenzgründerdichte, also der Anzahl der jungen Unternehmen im Verhältnis zur Einwohnerzahl, Deutschland sich nur im unteren Mittelfeld wiederfindet: Pro 1.000 Menschen im arbeitsfähigen Alter wird jährlich nur durchschnittlich ein Unternehmen gegründet.
Schlechter als Deutschland schnitten bei der Bewertung der Rahmenbedingungen nur Südkorea, Russland, Italien und Frankreich ab. In allen anderen G-20-Länder haben die Jungunternehmer ein deutlich größeres Vertrauen, dass ihre Regierung ihnen die bestmöglichen Startbedingungen bietet.
Insgesamt bietet Kanada mit deutlichem Abstand die besten Rahmenbedingungen für Entrepreneure. Das zeigt sich nicht nur im Selbstbewusstsein der kanadischen Jungunternehmer, sondern auch in der Zahl der tatsächlichen Unternehmensgründungen. So ist der Anteil der Gründungen in Kanada und Großbritannien rund neun Mal so hoch wie in Deutschland. Nur in einigen Schwellenländern wie zum Beispiel Mexiko und Argentinien ist die Zahl neu gegründeter Unternehmen noch geringer als in Deutschland.
Hohe Steuern schrecken ab: Ein Grund für die skeptische Einstellung deutscher Unternehmer ist die hohe steuerliche Belastung der Start-ups. Hier bietet Deutschland im internationalen Vergleich nur unterdurchschnittliche Bedingungen und landete nur auf Rang 13 der Umfrage.
Positive internationale Entwicklungen sind in Deutschland kaum spürbar: Insgesamt sind laut der Studie G-20-weit 47 Prozent aller Entrepreneure der Meinung, der Rechtsrahmen für Unternehmensstarts habe sich in den letzten fünf Jahren verbessert. Auch die „Start-up-Kosten“ haben sich in diesem Zeitraum international verringert. In Deutschland ist dies allerdings nur bedingt der Fall, denn die Kosten für eine Unternehmensgründung sind nahezu gleich geblieben.
Kulturelle Skepsis bei der Unternehmensgründung hinderlich: Potenzielle Unternehmensgründer schrecken hierzulande jedoch nicht nur vor den finanziellen und bürokratischen Rahmenbedingungen zurück. Auch mit kulturellen Schwierigkeiten haben die Jungunternehmer zu kämpfen. Weltweit sehen 44 Prozent der befragten Entrepreneure das Scheitern einer Geschäftsidee als Chance, etwas zu lernen. In Deutschland überwiegt dagegen wie in keinem anderen Land die Meinung, ein Scheitern auf Business-Ebene sei ein Hindernis beim Start eines neuen Projekts. Im Gegensatz zu vielen G-20-Nationen, gerade den Schwellenländern, herrsche in Deutschland keine Kultur, in der Scheitern erlaubt ist. Dabei herrsche ein großer Zusammenhang zwischen der kulturellen Wahrnehmung des Scheiterns und der Einstellung gegenüber Unternehmensgründungen. Wird eine mögliche Unternehmenspleite als Chance begriffen, fällt die Entscheidung für eine Gründung wesentlich leichter (vgl. zu diesem Thema auch das Buch Scheitern: Die Schattenseite unternehmerischen Handelns, herausgegeben von Prof. Dr. Harald Pechlaner u.a.).
Weitere Informationen und Download der Studie: Ernst & Young
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