Schmiergelder, Geschenke und „Unterhaltungsprogramme“ sind für 17 Prozent der Mitarbeiter großer Unternehmen in ganz Europa akzeptable Mittel, den Umsatz zu steigern. In Deutschland bezeichnen immerhin noch 12 Prozent solche Maßnahmen als gerechtfertigt.
Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft zu „Geldgeschenken“ in Griechenland und Russland, am ehrlichsten geht es dagegen in Frankreich und Norwegen zu. Zu diesem Ergebnis kommt der European Fraud Survey 2011 der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Ausgewertet wurden Interviews mit über 2.300 Mitarbeitern und Führungskräften von Großunternehmen in 25 Ländern.
Europaweit geben zwei Drittel der Befragten an, dass Korruption in ihren Ländern nach wie vor gängige Praxis ist – besonders hoch ist der Anteil in den Emerging Markets. In Deutschland sind 45 Prozent der Beschäftigten der Meinung, dass es im Geschäftsleben häufig zu Korruption kommt.
Etwa 60 Prozent aller Befragten gehen davon aus, dass es ihre Führungskräfte in schwierigen Zeiten mit der Moral nicht so genau nehmen, um geschäftliche Ziele zu erreichen. Diese Meinung teilen sogar 78 Prozent der befragten Vorstände und Geschäftsführer. Das sind Ergebnisse einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 2300 Beschäftigten aus 25 europäischen Ländern.
Die Studie deckt einen Zusammenhang zwischen Korruptions-Toleranz und der Intensität, mit der die Unternehmen in den verschiedenen Ländern unter der Krise gelitten haben, auf: Darauf deuten einige Ergebnisse aus Deutschland hin, das diese Phase insgesamt besser überstanden hat als viele andere Nationen. Während in ganz Europa 27 Prozent der Befragten befürchten, dass noch mehr Firmen in finanzielle Nöte geraten, sind es in Deutschland nur 4 Prozent.
Der geringere Druck schlägt sich augenscheinlich in einer höheren Moral bei deutschen Unternehmen nieder: Nur 3 Prozent der deutschen Topmanager und 12 Prozent des übrigen Personals halten Schmiergelder für legitime Mittel der Geschäftsausweitung – 2009 war noch jeder Vierte so verständnisvoll. In Europa sind es in diesem Jahr 18 Prozent der Topmanager und 17 Prozent der übrigen Mitarbeiter. Mit den strengeren Maßstäben hat sich auch eine andere Wahrnehmung des Umfelds eingestellt. Während europaweit 65 Prozent der Befragten die Bestechung als weit verbreitetes Vorgehen einstufen, sind es in Deutschland 45 Prozent. Und nur 14 Prozent der Deutschen beobachten Schmiergeldzahlungen in der eigenen Branche – der europäische Durchschnitt liegt doppelt so hoch.
90 Prozent der deutschen Mitarbeiter sind der Umfrag zufolge davon überzeugt, dass die Staatsanwaltschaften ernsthaft gewillt sind, Fehlverhalten zu verfolgen. Mit dieser Auffassung steht Deutschland gemeinsam mit Norwegen auf dem dritten Platz unter den Top Fünf der Rechtsbewussten, nach Schweden und der Schweiz und vor Großbritannien. Schlusslichter dieser Rangliste sind Russland, Tschechien, Kroatien, die Ukraine und Irland.
In den meist westlichen Industrieländern konzedieren 20 Prozent der Befragten Schmierpraktiken im eigenen Umfeld, in den Emerging Markets sind es 38 Prozent, fasst doppelt so viele.
Doch selbst die Unternehmen in den entwickelten Märkten tun sich nicht immer leicht, eine wirksame Kultur der Rechtschaffenheit zu installieren. Es spricht für sich, dass 45 Prozent der Befragten in Europa für eine verstärkte Überwachung durch die Aufsichtsorgane sind, 31 Prozent plädieren sogar dafür, dass Behörden und Regulierer ihr eigenes Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen sollten. Hier signalisieren die deutschen Zahlen – 16 Prozent für die generell verstärke Überwachung, 13 Prozent für verschärfte Aufsicht im eigenen Unternehmen – abermals, dass das Vertrauen in die Wirksamkeit der internen und externen Maßnahmen vergleichsweise groß ist. Aber: Auch in Deutschland haben nur rund 50 Prozent der Unternehmen Verhaltenscodices und definierte Anti-Korruptions-Richtlinien. Weniger als die Hälfte der Mitarbeiter glauben, dass die Strafen für Verstöße gegen solche Richtlinien klar geregelt sind. Und nur 44 Prozent der befragten Deutschen meinen, dass moralisches Verhalten bei der Beurteilung ihrer Leistungen eine Rolle spielt.
Nur gut ein Viertel – in Deutschland sogar nur ein Fünftel – der Befragten berichtet davon, dass Kollegen im Unternehmen für Korruptionsdelikte tatsächlich bestraft wurden. Ebenso wenig trägt es zur Motivation bei, wenn fast 60 Prozent der Befragten (und die Hälfte der Führungskräfte selbst) meinen, dass ihr Management es mit dem Recht nicht mehr so genau nehmen würde, ginge es darum, in diesen schwierigen Zeiten geschäftliche Zielvorgaben zu erreichen.
Jeder zweite – in den Emerging Markets zwei Drittel – meint, dass die Korruption viel zu verbreitet ist, um ihr beikommen zu können. Stark vertreten sind zudem die Meinungen, dass Behörden und Regulierer nicht mit ausreichender Gesetzesmacht und mit genügenden Ressourcen ausgestattet sind.
Weitere Informationen und Download der Studie: Ernst & Young
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