Unternehmenssteuerung zwischen Ordnung und Chaos. Von Peter Eberl/Daniel Geiger/Jochen Koch (Hrsg.), Erich Schmidt Verlag, Berlin 2012 ISBN 978-3-503-13679-7.
Bei dem vorgelegten Band handelt es sich um eine Festschrift für Georg Schreyögg zu seinem 65. Geburtstag. Die zwölf in dem Buch versammelten Beiträge sollen den interdisziplinären Forschungsansatz, der die Beherrschbarkeit des komplexen sozioökonomischen Systems Unternehmung zum Inhalt hat, spiegeln und einzelne Aspekte des wissenschaftlichen Werkes von Schreyögg herausgreifen und vertiefen.
Aus Sicht der Compliance-Forschung ist die Darstellung der Versenkung der Bohrinsel „Brent Spa“ durch Shell in der Nordsee und die von Greenpeace ausgelöste Kampagne gegen diese Aktion in dem Beitrag von zu Knyphausen-Aufseß sehr interessant. Shell war es nicht gelungen, die schwachen Signale – also die Vorboten der Kampagne gegen sich – zu erkennen. Dabei wäre es hilfreich gewesen, sich die Interessen der Organisation Greenpeace vor Augen zu führen. Greenpeace war in dieser Zeit in einer organisatorischen Krise mit unzufriedenen Mitgliedern und sinkendem Spendenvolumen. Man brauchte die Kampagne, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Shell wurde von der Umwelt beeinflusst, Greenpeace auch. Hier ergeben sich interessante Schlussfolgerungen für die Compliance-Forschung, da auch Verstöße von großen Unternehmen mal zu heftigen Reaktionen der Umwelt führen und mal nicht. Aufschlüsse darüber, warum dies so ist, gibt der vorgelegte Beitrag.
Der Beitrag von Scherer und Schneider widmet sich einem wenig beachteten Problem aus dem Themenfeld Corporate Social Responsibility oder Corporate Citizenship. Wenn Unternehmen öffentliche Güter zur Verfügung stellen, dann fehlt ihnen die demokratische Legitimation, die es in demokratischen Gesellschaften aber zwingend bedarf. Wenn Unternehmen durch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung bewusst Externalitäten kreieren, so kommen sie in ein Legitimationsdefizit, das sie – so der Vorschlag der Autoren – nur dadurch beheben können, dass sie demokratische Prozesse internalisieren. Eine Möglichkeit wäre es, regelmäßig Dialoge mit den wichtigsten Stakeholdern auf der Ebene des Topmanagements abzuhalten. Auch hier gelingt ein wichtiger Gedankenanstoß für die Compliance-Forschung. Die Übernahme von Corporate Citizenship kann ein Unternehmen durch mangelnde Legitimation des Handelns in Schwierigkeiten bringen.
Insgesamt vereinigt der Band interessante Forschungsbeiträge zur betrieblichen Organisationstheorie. Der interdisziplinäre Ansatz der meisten Beiträge lädt zu intellektuellen Auseinandersetzungen mit praktisch relevanten Fragestellungen ein.
Prof. Dr. Stefan Behringer, EBC Hochschule Campus Hamburg
Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance, Heft 2/2012
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