Pro-forma-Kennzahlen

• Dr. Matthias Heiden

Als „pro forma“ können grundsätzlich solche Finanzkennzahlen charakterisiert werden, welche entweder durch Publizitätsnormen explizit als solche bezeichnet werden oder die – im Vergleich zum nach dem jeweils anzuwendenden Rechnungslegungsstandard ermittelten Nachsteuerergebnis – um einmalige, ungewöhnliche, außerbetriebliche oder nicht zahlungswirksame Aufwendungen und Erträge bereinigt werden. Im Gegensatz zu den beiden anderen Verdichtungsstufen steht hier nicht die Abbildung eines (zeitlich) fiktiven Geschäftsvorfalls in einem (mehrjährigen) Pro-forma-Vergleichszeitraum im Vordergrund. Vielmehr ist das Ziel, die Unternehmensleistung so darzustellen, als ob bestimmte Aufwendungen und Erträge der GuV nicht angefallen wären. Es handelt sich also um ein performatives Als Ob, durch das nachträglich eine unternehmenseigene Wirklichkeitsbestimmung festgelegt werden soll. Die Analyse der Verbreitung von EBIT-Kennzahlen wird zeigen, dass diese Nachträglichkeit durch performative Als-ob-Darstellungen, die „im nachhinein plausible Geschichten … rekonstruieren, um zu erklären, wo sie (die Unternehmen; d. Verf.) gerade stehen, selbst wenn keine derartige Geschichte sie genau an diese Stelle gebracht hat“, fester Bestandteil der unternehmerischen Finanzberichterstattung ist. Eine Neuberechnung vornehmlich ergebnisorientierter Ergebniskennzahlen erfolgt (zumeist) in Abweichung von geltenden Rechnungslegungsgrundsätzen. Solche Pro-forma-Earnings definieren MULFORD/COMISKEY als „reported net income with selected nonrecurring items of revenue or gain and expense or loss deducted from or added back, respectively, to reported net income. Occasionally selected nonoperating or noncash items are also treated as adjustment items“. Korrigierte Ergebnisgrößen finden – wie dargestellt – Eingang in Multiplikatormodelle zur Unternehmens- bzw. Aktienbewertung. Beliebte Bewertungsparameter sind hierbei neben dem EBIT weitere Earnings before-Kennzahlen.

Seiten 357 - 406