Bei der Erstellung der Wissensbilanz in einer Baufirma wurde darauf geachtet, möglichst alle Bereiche der Organisation abzudecken. Es waren Mitarbeiter aus der Verwaltung, der Projektplanung, der Werkstatt aber auch operative Mitarbeiter von der Baustelle beteiligt. Der Erstellungsprozess an sich war erfolgreich und verlief plangemäß.
Bei seinen Besuchen auf den regional weit gestreuten Baustellen wurde der Geschäftsführer immer wieder auf die Wissensbilanz angesprochen. Das Thema beschäftigte die Mitarbeiter sehr, weil es zunächst so gar nicht zu den üblichen Aktivitäten der Firma zu passen schien. Reflexionen über den Stand des Wissens, die damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit und zum Teil auch Alleinstellung gegenüber der Konkurrenz waren nicht Teil der täglichen Gespräche.
Der Geschäftsführer erzählte erfreut mehr über das Projekt, wunderte sich aber, woher das Interesse der Mitarbeiter gekommen war. Er nutzte die Gelegenheit, über neue Entwicklungen im Bereich des Umweltschutzes zu erzählen. Besonders das neue Thema der biologisch abbaubaren Schmieröle war im Zusammenhang mit Arbeiten von schweren Maschinen in fließenden Gewässern sehr heikel. Die unerwartete Gelegenheit zum Wissenstransfer wurde daher effizient genutzt.
Vollkommen überrascht war der Geschäftsführer aber, als er etwa eine Woche nach dem äußerst intensiv verlaufenen Workshop zur Erarbeitung der Wirkungsbeziehungen wieder seine Runde auf den Baustellen drehte. Die Stimmung war eine andere. Die Mitarbeiter waren fast eine Spur respektvoller als sonst. Ein Arbeiter sprach ihn unvermittelt an: „Ich wusste ja gar nicht, dass Ihr im Büro so hart arbeitet…“
Selbstverständlich fragte der Geschäftsführer nach. Es stellte sich bald heraus, dass der im Projekt beteiligte LKW-Fahrer sehr begeistert über den Prozess der Erstellung der Wissensbilanz berichtete und den Mitarbeitern in seinen Worten das Projekt zusammenfasste. Aufgrund seiner Mobilität als Fahrer war er auf allen Baustellen präsent und verbreitete stolz die bis dahin recht internen Erkenntnisse aus der Wissensbilanz. Die Komplexität der Wirkungsmatrix und die sehr lang andauernden Diskussionen über Wirkungen, Rückwirkungen und die Implikationen auf das Geschäftsmodell waren für ihn interessant aber äußerst anstrengend. Nach diesem Tag war er recht zufrieden mit seinem deutlich einfacheren Job und froh darüber, dass nicht er sondern der Chef sich mit diesen Themen herumschlagen muss.
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