Die rechtlich festgelegte maximale Vertragsdauer eines Vorstandsmitglieds einer deutschen Aktiengesellschaft beträgt fünf Jahre. Dies impliziert natürlich nicht, dass die Amtszeit eines Vorstandes nach diesen fünf Jahren zwingend enden muss. Es gibt genug Beispiele von Führungskräften in dieser Position, deren Amtszeit deutlich über diese Zeitspanne hinaus ging und bei welchen die jeweils nächste Vertragsverlängerung mit der erfolgreichen Entwicklung der Unternehmung beinahe zur „Formsache“ wurde.
Bei einem erfolgreichen Ausfüllen seiner Rolle kann ein Vorstand seine Aufgabe daher als langfristiges Projekt annehmen und leben. Trotzdem ist die Arbeit der obersten Führungsebene von Aktiengesellschaften immer wieder eine Zielscheibe der Kritik, welche primär darauf abzielt, dass der überschaubare Zeithorizont der Amtszeit eines Vorstandes ein kurzfristiges Denken und Handeln induziert. Davon ausgehend stellt sich die Frage, welche Rahmenbedingungen und welche personenspezifischen Faktoren als ursächlich dafür zu betrachten sind, dass die vertragliche Situation einer Führungskraft in einem stark auf kurzfristige Erfolge fokussiertes unternehmerisches Handeln mündet.
Die Ausgangsbasis dieser Thematik ist die Frage, wie die Arbeit eines Vorstands bewertet werden kann und wird. Diese Bewertung – sei es durch die Anteilseigner, den Aufsichtsrat oder durch die Vorstandskollegen – bestimmt essentielle Faktoren wie das Selbstbild der Führungskraft, die monetäre Kompensation und – wie einleitend angemerkt – die Chance darauf, die Arbeit im Unternehmen langfristig fortzuführen. Sind nun die Bewertenden und vor allem deren Maßstäbe der Bewertung stark auf kurzfristige Ergebnisse ausgerichtet, so werden damit klare Verhaltensanreize an den Vorstand gesetzt, seine Zielsetzungen und sein Handeln hinsichtlich des Zeithorizonts analog zu gestalten.
In den vergangenen Jahren zeigt sich jedoch, angetrieben von der wachsenden Bedeutsamkeit des nachhaltigen und sozial verträglichen Handelns von Unternehmen, eine merkliche Veränderung der öffentlich diskutierten Messgrößen für den Erfolg der Unternehmensführung: Statt einem reinen Fokus auf kurzfristig realisierbare monetären Größen müssen die Unternehmenslenker heute vermehrt auch die nachhaltige Entwicklung der Organisation, einen bedachtsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Wahrung und Optimierung des Image der Unternehmung in ihrer Arbeit berücksichtigen.
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